
In der Chronik von Aindling, verfasst im Jahr 1958 von Karl Schädler, ist von einem außergewöhnlichen Ereignis die Rede: einem Duell, das sich im Jahr 1746 in Aindling ereignete.
Die beiden Kontrahenten waren der Baron von Pleyleben und der Baron von Raizenstain, beide pensionierte Leutnants des Churfürstlich Löblichen Prinz-Taxischen Dragoner-Regiments. Dragoner waren berittene Infanteristen – sie nutzten ihre Pferde hauptsächlich zur Fortbewegung, nicht für den Kampf.
Das Dragoner-Regiment „Prinz Taxis“ war das Regiment, das am längsten von allen Besatzungstruppen in Aindling stationiert war. Der damalige Kommandeur, Oberstleutnant Freiherr Reichling von Meldeck, wohnte während des Aufenthalts mit seiner Familie im Oberbräu – dort speiste er täglich gemeinsam mit seinen Offizieren.
Am 13. Juni 1746, nach dem gemeinsamen Mittagessen im Oberbräu, kam es innerhalb kürzester Zeit zu einem Streit zwischen den beiden Baronen, der in einem Duell endete. Der Ausgang war tödlich: Baron von Pleyleben tötete Baron von Raizenstain mit einem Degenstoß. Laut dem Bericht hatte Raizenstain den Anlass zur Auseinandersetzung gegeben. Der genaue Grund des Streits wird jedoch nicht überliefert.
Erst drei Tage später wurde die Leiche des Getöteten obduziert. Da Raizenstain Calvinist war – ein Anhänger der reformierten Lehre des Johannes Calvin, der unter anderem an die Prädestination, also die Vorherbestimmung von Heil oder Unheil, glaubte –, war eine Bestattung auf dem katholischen Friedhof nicht gestattet. In der Chronik wird der Calvinismus als „protestantische Sekte“ bezeichnet.
Man entschloss sich daher, den Leichnam im Schleiferwald zu beerdigen. Die Dragoner übernahmen diese Aufgabe, doch sie gruben das Grab nicht tief genug. Aufgrund der sommerlichen Hitze begann der Körper zu verwesen, und ein starker Verwesungsgeruch zog bis in den Ort. Die Bürgerschaft beschwerte sich, zudem bestand die Sorge, dass Wildtiere die Leiche ausgraben könnten.
So wurde der Totengräber Sebastian Vötterle, wohnhaft in Haus Nr. 60, der heutigen Arnhofener Straße, beauftragt, den Leichnam in der folgenden Nacht erneut und tiefer zu bestatten. Für diese unangenehme und mühevolle Arbeit erhielt er – wie aus den Kammerrechnungen des Jahres 1746 hervorgeht – eine Entschädigung von einem Gulden.